Donnerstag, 11. Dezember 2008

NOVEMBER IN IBAGUÉ

Mein erster Monat hier in Ibagué ist rum und ich habe viel erlebt und kennengelernt. Ich arbeite gemeinsam mit Daniel und Ruben im Projekt "Proniño". In diesem Projekt sind ca. 90 Kinder, allesamt aus der comuna 7 zu der auch tierra firme gehört. Die Kinder, die wir betreuen, arbeiten in der Regel nach der oder vor der Schule. Das heisst, um den Lebensunterhalt der Familie zu stabilisieren müssen sie Obst, Gemüse, Süssigkeiten auf der Strasse verkaufen, oder helfen auf dem Land usw. Ziel des Projektes ist, den Kindern durch verschiedene Workshops und Ausflüge einerseits die Möglichkeit der Rekreation und andererseits eine Ergänzung zu der Schulbildung zu geben.
Im November haben wir sehr viel mit der Gruppe unternommen und besonders da hier schon Schulferien sind, nehmen sehr viele Kinder und oft auch ihre Geschwister an den Aktionen teil.

In meiner ersten Woche bin ich mit Daniel zusammen in die verschiedenen barrios (Stadtviertel) gefahren und habe dort mit ihm kleine Gruppen betreut und die Kinder über die Aktionen informiert. Übungen wie Zeichnen der Familie oder basteln standen au auch auf dem Programm. Danach haben wir uns zu dritt zusammengesetzt, um weitere Aktivitäten zu planen. So haben wir letzten Monat Ausflüge in einen Naturpark, in die Stadtbücherei und in einen Sport-Freizeitpark gemacht.
Desweiteren Workshops , in denen wir Gipsmasken gebastelt, Stoff gebartikt, T-Shirts bedruckt haben. Auch mit den Eltern der Kinder arbeiten wir gelegentlich. Nicht nur, dass sie uns bei den
Ausflügen mit den Kindern begleiten (wir sind ja nur zu dritt, bei mehr als 90 Kindern), sondern wir haben auch Workshops mit den Themen der Kinderarbeit, dem Verhältnis Eltern-Kindern usw. durchgeführt. Mir gefällt besonders, dass ich meine Ideen mit einbringen kann und selbstständig je nach Aufgabenbereich an diesem Tag den Workshop leiten kann. Natürlich ist das manchmal nicht ganz so leicht, da ich erst seit 3 guten Monaten Spanisch spreche, aber andererseits ist es eine gute Übung und die Tatsache, dass ich manchmal Wörter nicht richtig ausspreche lockert die stimmung eher auf :)
Die Arbeit mit den Kindern die alle zwischen 6 und 14 JAhren sind macht mir Spass, Kinder haben wenig Berührungsängste und so bin ich schnell als "profi" (Was man in diesem Sinne vielleicht anstatt mit Lehrer als "Betreuer" übersetzen sollte), aufgenommen worden. Die meisten der Kinder kommen aus sehr armen Verhältnissen und ich bin jedes Mal aufs neue Erstaunt, wie sehr sie sich zum Beispiel freuen, schwimmen gehen zu können, was für uns ja fast selbstverständlich ist. Auch bei der Verteilung vom Mittagessen oder Snack, ist es teilweise schwer die Kinder zur Geduld zu bringen. Alle wollen möglichst schnell und am Besten 2 Mal.
Normalerweise arbeite ich von Montag bis Samstag, ab und zu auch mal ein Workshop an einem Sonntag, oder so wie heute ein Besuch von Ärzten zu einer Generaluntersuchung der Kinder an einem Feiertag.
Wie in Deutschland steht auch hier Weihnachten vor der Tür und obwohl mir Weihnachtsmarkt und Wintereinbruch, die ich aus Deutschland gewohnt bin etwas fehlen, merkt man, dass Weihnachten näher rückt. Viele Häuser sind mit Lichterketten, Laternen und Kerzen erleuchtet und die Plastikweihnachtsbäume stehen in den Wohnungen. Ein bisschen erinnert einen die
Erleuchtung an amerikanische Weihnachtserleuchtung, nur dass hier die Häuser kleiner sind und keine Vorgärten haben ;)
Gestern habe ich in der Stadtbibliothek für eine Gruppe von Kindern über Weihnachten in Deutschland erzählt. Jetzt wissen sie über Adventskränze, und –kalender und Weihnachtsmärkte besser Bescheid ;)

Leider regnet es seit ca. einem Monat immer wieder heftig und lange, sodass immernoch einige Municipios und Dörfer von Überschwemmungen betroffen sind, oder über die Strassen nicht zu erreichen sind. Hier in der Stadt merkt man nicht viel davon, aber im Fernsehen zeigen sie viele der betroffenen Regionen und berichten darüber. Ich weiss nicht, ob es in Deutschland irgendwelche Fernsehnachrichten über Kolumbien gibt.

Neben dem "Invierno" (Winter) berichten die Nachrichten hier viel über den Einbruch eines unseriösen Geldverleihsystems, dem viele, hauptsächlich ärmere Leute vertrauen geschenkt hatten. Die Idee dieser "Piramides" ist, das eine Person Geld anlegt und nach 3 Monaten 150% zurück bekommt. Dieser krasse Gewinn, löst aus, dass am nächsten Tag zum Beispiel 2 Personen kommen, am übernächsten 4 usw. Dadurch kann die Firma nach 3 Monaten das 1,5 Fache zurÜckzahlen. Dieses Prinzip funktioniert allerdings nur solange die Zahl der Anleger steigt und irgendwann platzt der ganze Ballon. Das hat ungefähr 4 Jahre gedauert. Durch anfänglich ausgezahlte Gewinne, haben sehr viele ungebildete (also die Armen) ihr weniges Geld angelegt...das ist jetzt weg. Einige Verantwortliche der Firmen wurden festgenommen, aber die Leute wollen ihr Geld zurück und es kam und kommt zu starken UNruhen in vielen grossen Städten. Der Staat hat vorher nichts gegen diese unseriösen Geldinstitute unternommen.
Bei mehr interesse über politische Geschehnisse hier in Kolumbien klickt auf den folgenden Link (http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/regionen/Kolumbien/Welcome.html).

Viele Grüsse Lukas

Weiter geht´s...

Hallo nach Aachen und Deutschland,
Bevor es auf dieser Blogseite weitere spannende Berichte über das Freiwilligenleben in Ibagué und die Arbeit von Concern Universal gibt, werde ich mich kurz vorstellen und versuchen die zeitliche Lücke zwischen Mai und Dezember etwas zu füllen.
Ich bin der neue Freiwillige hier in Ibagué und nun seit einem guten Monat hier . Im August diesen Jahres bin ich nach Kolumbien gereist, um zunächst in Medellín, im Rahmen eines Autauschs (Medellin-Aachen) mit einer Jugend- und Menschenrechtsorganisation zu arbeiten. Die KJG Aachen hat eine langjaehrige Partnerschaft mit dieser Organisation in Medellín. Aus Sicherheitsgruenden konnte ich jedoch leider nicht weiter in Medellín arbeiten. Jetzt habe ich die Chance in Ibague, zusammen mit Concern Universal zu arbeiten.
Ich selber komme aus Aachen, genauer gesagt aus Vaals (NL). Ich bin jedoch in Aachen aufgewachsen und zur Schule gegangen. Ich mache gerne Sport (Fussball, Fahrradfahren, Ultimate Frisbee, Tennis), hoere Musik und arbeite gerne mit Holz (gestalte, konstruiere, baue etc.). Ausserdem hat mein Aufenthalt hier das Interesse fuer Kolumbien, insbesondere den bewaffneten Konflikt und seine Entstehung geweckt. Ich hoffe in den folgenden Monaten viel von den Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen zu erfahren und zu lernen. Desweitern halte ich es fuer wichtig meine Eindruecke und Erfahrungen nach Deutschland weiterzugeben, damit Freunde, Verwandte und Interessierte etwas mehr von den Lebensituationen, Umstaenden und der Arbeit von Concern Universal erfahren...