Sonntag, 22. Februar 2009


Buenos dias,

Die ersten zwei Arbeitswochen, des schon nicht mehr ganz so neuen Jahres, sind vorbei und ich habe eingiges zu Berichten. Nachdem die erste Woche mit wenig Arbeit für mich und Proniño vergangen ist, kommt so langsam etwas mehr Schwung ins Geschehen.
Am Montag haben Rubén und ich verschiedene Partnerorganisationen, die im Proniño Projekt arbeiten, besucht (bzw. geplant dies zu tun). Auch wenn man vorher abgemacht hat morgens „vorbeizukommen“, ist es normal und nicht schlimm, wenn man niemanden vor Ort antrifft. So ging es uns bei unserem ersten Termin. Halb so wild, war ja nur 20 min. Taxifahren umsonst. Andererseits gibt es auch Treffen, wo alle mehr oder weniger pünktlich kommen und es selbstverständlich ist zuverlässig zu sein. Am Dienstag nämlich war ein Treffen von der Stadt, dem Ministerium für Familie, anderen öffentlichen sozialen Einrichtungen und einigen Nichtregierungsorganisationen (NGO), wie Concern. Es ging um die Kinderarbeit und ihre Bekämpfung, bzw. Prävention. Traurig an diesem Treffen war, dass es ausser dem Proniñoprojekt, in dem wir mit 4 anderen NGO´s arbeiten, keine anderen Massnahmen oder Projekte gibt. Wir haben also unsere Ergebnisse vorgestellt und der Rest hat zugehört und Fragen gestellt.
Unter anderem war auch eine Jurnalistin der Tageszeitung von Ibagué da, die Rubén nach der Präsentation sehr viel gefragt hat...siehe da 2 Tage später erscheint ein Artikel über Kinderarbeit in der Zeitung. Komisch ist, dass von dem Treffen, jedoch in keinem Punkt eine NGO erwähnt wird, geschweigedenn der Name von Concern. Vielmehr werden bzw. wurden die von uns präsentierten Daten benutzt und präsentiert, jedoch nur von öffentlichen Institutionen, Ministerien und der Stadt gesprochen, die effektiv NIX auf die Reihe bekommen. „So ist das“ habe ich von Concern gesagt bekommen. Also wir machen die Arbeit und die Zeitung schreibt es so, dass die Leute denken es wäre von öffentlichen Institutionen durchgeführt.

Ausserdem haben wir in den Tagen einige Probleme (Umwelt-, Soziale- etc.) mit Fotos dokumentiert, um in einem schreiben an die Stadt darauf aufmerksam zu machen und Druck auszuüben. Der Bach, der hier am Dorf vorbeifliesst stinkt seit einigen Wochen fürchterlich und ist sau dreckig. Grund dafür sind zwei Abwasserrohre, die in den Fluss geleitet werden. Ausserdem waren wir in einer Schule, wo Schulbänke fehlen und haben Strassenzustände dokumentiert. Am kommenden Donnerstag besuchen Vertreter der Stadt das barrio, um einen neuen Sportplatz einzuweihen, sodass unsere Fotos dann direkt gezeigt werden können. Im Projekt Proniño warten wir zur Zeit immernoch auf den Finanzplan und sind grade dabei alle Daten der Kinder zu aktualisieren. Dafür gehen wir von Haus zu Haus und sprechen mit den Eltern. Sehr interessant, da ich auf diese Weise ein wenig von den Wohn und Arbeitssituationen der Eltern mitbekomme.
Schöne Karnevalstage! Ist doch jetzt, oder?!
Lukas
Hier ein paar Bilder der Doku an die Stadt....


Donnerstag, 12. Februar 2009

Hallo nach Aachen,

Nach einer langen urlaubsbedingten Meldepause gibt es nun wieder einige Neuigkeiten…
Ich fange im Dezember an, auch wenn der schon wieder lange her ist und ich mich so garnicht Weihnacht- und winterlich fühle. Nachdem wir im November sehr viele Workshops und Ausflüge organisiert haben, ging es im Dezember ähnlich weiter. Mit den Kindern, die zur Proniño-Gruppe gehören haben wir T-Shirts bedruckt, Gipsmasken gemacht und angemalt, einen Parkours mit Geschmackstest, blindem Fühlen und Erkennen und Hören durchgeführt und einige andere Workshops organisiert. Abschliessend sind wir mit den Kindern, samt Eltern und Geschwistern in drei Chivas durch die Stadt gefahren und haben zu lauter Musik getanzt und gesungen. Chivas sind halboffene bunte Busse, die ursprünglich als ländliches Transportmittel genuzt wurden. Sie gleichen einem LKW mit buntemalten Holzaufbau. Heutzutage kann man sie auch mieten, um Als „Partybus“ eine Tour zu machen. Für die Kinder war das ein grosses Event. Ich war nicht der Einzige, der das erste Mal In der Chiva zu lauter Musik durchs Zentrum fahren und tanzen konnte. Neben den Workshops und Ausflügen mit dieser Gruppe (Proniño) habe ich bei der Organisation des „Dia internacional de la noviolencia contra la mujer“ mitgeholfen („noviolencia“ oder „no violencia“ – keine Gewalt, als grundsätzliche Lebenseinstellung). Auch das Jubiläum der Menschenrechtserklärung am 10.12.2008 wurde von Concern gefeiert. Wir haben mit anderen Organisationen einen Infostand an einer Uni in der Innenstadt aufgebaut und über die Arbeit Concerns in diesem Zusammenhang informiert. Leider waren nur wenige Leute dort, die tatsächlich ein Interesse bekundet haben.

Neben den Aktionen und der Arbeit bei Concern habe ich in der Stadtbibliothek einen kleinen Vortrag mit Fragestunde über die Weihnachtszeit in Deutschland organisiert. Bei unserem ersten Besuch mit der Proniño Gruppe hat mich die Leiterin der Kinderabteilung auf diese Idee gebracht. ich habe Fotos gezeigt, erzählt und mich von den Kindern mit Fragen löchern lassen. Sehr interessant, dass es doch einige Parallelen, jedoch auch viele Unterschiede rund um Weihnachten gibt. Den Vortrag habe ich anschliessend noch etwas ausgebaut und in der ersten Novena (die Novenas sind die 9 Abende vor Heiligabend, von nueve 9) vor ca. 300 interessierten Kindern und Erwachsenen gehalten. In Tierra firme werden die Novenas immer von Concern organisiert und jeden Abend gibt es eine kleine Vorführung oder Vortrag.
Noch vor Heiligabend bin ich jedoch schon nach Medellín gefahren, um mich dort mit Freunden zu treffen und zum Urlaub an die Karibikküste aufzubrechen. Die Weihnachtszeit und der Grossteil des Januar ist Urlaubszeit und ich hatte die Chance 2 verschiedene Flecken der kolumbianischen Küste kennenzu lernen. Zuerst war ich an der kolumbianisch-panamaischen Grenze, danach auf einer kleinen Insel 30 Bootminuten vom Festland entfernt. Traumhafte Urlaubseindrücke und mehr Hintergründe samt Fotos findet ihr auf meiner Blogseite lukumbien.blogspot.com.

Nach meinen gut 2 Wochen Urlaub an der Küste und einigen Tagen in Medellín bin ich nach Ibagué zurückgefahren, um mich für das Zwischenseminar in Bolivien zu rüsten. In Bolivien finden die Freiwilligenseminare statt, zu denen Freiwillige aus ganz Lateinamerika anreisen. Dort habe ich neben vielen neuen Gesichtern auch die beiden Mädels getroffen, die in Libano arbeiten. Das Seminar unter den ganzen Deutschen hat sehr gut getan und war wichtig eingige Gedanken, Sorgen und Erfahrungen mit anderen auszutauschen, die in ähnlichen Situationen stecken. Leider ging diese Woche in Bolivien sehr schnell um. Zusammen mit Anna und Karo (Libano) bin ich nach Bogotá zurückgeflogen und wurde dort von Stefan Miethke, Jenny und Mirijam Baumeister (KJG Aachen) abgeholt. Weiter gings nach Libano zur Zwischenauswertung mit den deutschen und kolumbianischen Partnern. Nach 3 Tagen in Libano bin ich mit Mirijam nach Medellín gefahren, um ihr die Stadt und vor allem die Organisation, für die ich die ersten 2 Monate gearbeitet habe zu zeigen. Nach einer knappen Woche dort, bin ich seit Samstag wieder in Ibagué und nun voller Energie für die zweite Halbzeit.

Die Spenden aus Aachen für die vom Regen betroffenen Familien sind noch nicht ausgegeben worden. Dies hat damit zu tun, dass das Geld Anfang Januar angekommen ist und bis zum 20.01 hier alles stillstand. Die Mitarbeiter die in die Municipios fahren (Adrian und Luis) sind noch nicht wieder unterwegs...alles läuft langsam erst wieder an. Der Plan ist sich Zeit zu nehmen, um zu schauen, welche Familien durch die Niederschläge Eigentümer verloren haben und die Hilfe am dringensten gebrauchen. Danach wird gehandelt, das heisst Matrazen, Decken oder die Dinge gekauft, die zum Beispiel notwendig sind, um den Familien eigenen Obst- und Gemüseanbau zu ermöglichen. Ich darf leider nicht mit in die Municipios reisen, da es laut Concern zu unsicher ist. Ich werde aber mit Adrian sprechen, damit er Fotos macht und mir berichtet.
Auch die weltweite Finanzkrise ist hier spürbar. Concern hat weniger Mittel zur Verfügung und mein Mitarbeiter Daniel hat noch einen weiteren Monat Urlaub, da im Moment die Arbeit noch ohne ihn machbar ist und das Geld nicht da ist. Ich gehe aber davon aus, dass er Anfang März wieder dabei ist.

Soweit so gut. Bei Fragen, Anregungen o.ä. kommentiert und fragt!

Schöne Grüsse Lukas