Montag, 27. April 2009


Buenos días Aquisgran,

Mit Neuigkeiten bezüglich der Spendenaktion und den weiteren aktivitäten von Concern melde ich mich zurück:
Nach dem schleppenden Start der Spendenaktion ist es nun vollbracht. Von dem gespendeten Geld habe ich am Freitag den 17.04 mit zwei Kollegen einen Grosseinkauf in der Stadt gemacht. Nach 2 Besuchen in dem betroffenen Dorf durch meinen Kollegen (inzwischen ExKollege) Adrian haben wir gemeinsam beschlossenen 2 Familien, die durch die starken Regenfälle ihr Ha bund Gut verloren haben, zu helfen: Familie Ducara und Familie Zapata. Die beiden Familien, die Platano (Kochbanane) und Yucca kultivieren und Panela herstellen (aus Rohrzucker gewonnene “Zuckerklumpen”), haben durch die Regenfälle nicht nur teile der ernte sondern auch ihre Häuser, und ihr Eigentum verloren. so wohnen sie nun bei Familienangehörigen oder Nachbarn. Hier zwei Schilderungen der Regenfälle (des “Winters”) durch Hernán Zapata (56 Jahre) und Edna Yamile Toro (Familie Ducara):

Hernán Zapata:
“Am 14. November 2008, ungefähr um 3 Uhr morgens, als die ganze Familie schlief, erwachte mein Sohn Hernán (28), als er bemerkte dass in seinem Zimmer Steinchen auf Ihn fielen. Schnell machte er Licht mit einem Feuerzeug und stellte fest, dass das ganze Haus beschädigt war. Direkt fing er laut zu schreien an, um uns zu wecken und holte meinen jüngsten Enkel Adrián Felipe. Als wir bemerkten, dass der Schlamm, das ganze Haus mit sich riss, konnte ich mich grade noch retten, ohne jedoch zu wissen, was mit dem Rest der Familie geschah. Meine Frau Romelia sagte, es sei ein Wunder Gottes, als uns im Nachmittag die Nachbarn, alle an verschiedenen Orten des Berges, ausfindig machten. Es regnet sehr sehr stark.
Fast alle Häuser des Dorfes waren von den Erdrutschen und Zerstörungen betroffen. Wir Dorfbewohner versammelten uns in der Schule, sammelten Brennholz und wärmten uns am Feuer, weil wir nicht mehr hatten. Es regnete weiterhin sehr stark. Nach drei Tagen gelang es uns raus ins Dorf zu gehen. Dort beherbergte man uns einen Monat. Die Regierung gab uns Decken und versprach uns schnelle Hilfe, doch bis heute haben wir keine Hilfe bekommen. Das Widersprüchliche ist, dass einige Hilfe bekommen haben, die keine nötig hatten, und wir gingen leer aus. Dann sagte die Regierung uns, wir könnten nicht in diese Zone zurückkehren, aber wir hatten ja keine Wahl und so kehrten wir zurück, genau wir die anderen Familien. Vorher hatten wir ein Häuschen mit 7 Zimmern. Die ganze Familie (8 Personen) lebte zusammen und war vereint. Jetzt hat uns die Katastrophe geteilt, wir leben in geliehenen Häusern und haben nix mehr.”

Edna Yamile Toro (Familie Ducara):
“Am 14.November, mussten wir ins Dorf gehen, um einige Besorgungen zu machen. Während der drei Tage, als all diez passierte, mussten wir zusehen, wie unser Haus zerstört wurde und wir allen Besitz verloren.
So waren wir ca. eineinhalb Monate im Gemeindehaus untergebracht, während wir auf weitere Hilfe der regierung warteten. Aber es geschah nichts, sodass wir zu unserem ehemaligen Eigentum zurückkehren mussten, was heute komplett zerstört ist. Genau wie Don Hernán leven wir jetzt in einem geliehenen Haus. “

Das waren die Häuser der Familien

Zur Erklärung muss man sagen, dass die Familien nicht direkt im Dorf wohnen, sondern ca. 2 Stunden von Santa Isabel entfernt. Der Weg ist sehr schwer zugänglich, so mussten die Hilfsgüter die letzten Kilometer mit dem Esel zu den Familien gebracht werden. Wenn es stark regnet ist fast kein durchkommen, das heisst die Wege bestehen nur aus Kniehohem schlamm. (siehe Fotos).
Die “geliehenen Häuser sind nicht eigene Häuser, sondern geliehen heisst, von anderen Familien. Zimmer oder Teile des Hauses werden so “geteilt”.
Unsere Einkäufe krempeln natürlich nicht das komplette Leben der Familien um, aber es ist ein Zeichen und ein Anfang, wieder selbständig zu leben. So haben wir folgende Dinge besorgt:

· Herd und Gasflasche
· Tellerset, Besteck, Becher, Tassen, Kochutensilien
· Topfset (bestehend aus 5 Töpfen)
· Schnellkochtopf
· Gummistiefel
· Kinderschuhe für Schule und Freizeit
· Schuluniformen für Schule und Sportunterricht
· Bettbezüge und Wolldecken
· Haushaltset: Seifen, Waschmittel, Zahnbürsten- Pasta, Klopapier etc.
· Schulmaterialien: federmäppchen mit Inhalt.


Neben den Fotos hier findet ihr weitere Fotos von der Aktion unter dem folgenden Link:
Hilfsaktion


Ansonsten gibt es wie immer viel zu berichten. Ich arbeite inzwischen nicht mehr mit Rubén, weil er anstatt adrian im Projekt mit Luis arbeitet. So reis ter jetzt mit Luis auf die Dörfer. Deshalb ha ter auch die übergabe der Spenden mitbegleitet. Ich habe in den letzten Wochen die Recreación mit den Kindern aus tierra-firme und den Kindern die in der Hausaufgabenbetreung sind, geleitet. Im Wesentlichen mache ich mit den Kindern Zeichenübungen, bastel Papier oder Pappspiele oder mache Spiele auf dem Sportplatz. Die Kinder haben eine unglaubliches Interesse zu malen, auch wenn die Jungs eher auf Aktion aus sind ;)
Desweitern betreue ich regelmässig die Jugendgruppe und werde vorraussichtlich neben dem Deutschkurs eine Englisch-Hausaufgabenunterstützung anbieten. da das Proniño Projekt mehr oder weniger auf Eis liegt, werde ich nur mit den Kindern hier aus dem Barrio noch Aktionen machen. Das ist Schade, da ich weiss, dass den meisten Kindern aus den anderen Barrios das Projekt sehr gut getan hat.

Meine eigenen Unternehmungen hier in Kolumbien stehen auch nicht still. So habe ich die Osterwoche dazu genuzt Barrancabermeja (eine Stadt 8 Busstunden nördlich von hier) kennenzulernen. Diese Stadt hat zwar keine ausserordentlichen “Sehenswürdigkeiten” jedoch eine sehr interessante Geschichte, da es die Ölstadt Nummer 1 Kolumbiens ist. Das ist ja erstmal nicht so spektakulär denkt man sich, aber dort sind neben den ersten grossen Gewerkschaftsbewegungen auch die Paramilitärs entstanden und somit eine der Gruppen, die immernoch eine wesentliche Rolle im bewaffneten Konflikt hier im Land spielen.
Nach drei Tagen dort, habe ich die Hitze (35-40 Grad) nicht mehr ertragen ;) und bin zurück nach Ibagué. Dieses Wochenende war ich dann nochmal in Medellín, um mich dort mit der Theatergruppe meiner alten organisation zu treffen und deren 2 monatige Deutschlandreise (Mai-Juni) vorzubereiten. Sie werden in Stuttgart an einem Theaterfestival von Brot für die Welt teilnehmen und anschliessend mit Ihrer Aufführung “Entre cuerpos y tambores” (zwischen Körpern und Trommeln) eine kleine Deutschland-Belgien-Spanien Tour machen. Auch in Aachen wird es eine Vorstellung mit anschliessender Kolumbiendiskussion geben. Hierzu sind alle herzlich eingeladen. Sobald es Einladungen gibt, werde ich sie verschicken!

Soweit so gut! Falls ihr mehr Infos wollt schaut auch mal auf meiner Blogseite lukumbien.blogspot.com nach, oder auf den Link der Uni Karlsruhe.

Liebe Grüsse Lukas

Sonntag, 5. April 2009

Neuigkeiten März

Hallo Aachen,

Es ist April, das heisst, bald bin ich 23 und es fehlt nicht mehr viel bis Weihnachten… Natürlich gibts hier auch Ostern und pünktlich zum Palmsonntag (heute) werden Palmenblätter geschnitten und in der Messe benutzt (wie die genau damit wedeln weiss ich nicht, weil ich nicht in der Messe war). Wenn ich jedoch darán denke, dass ich “nur” noch 4 Monate hier habe, fühle ich mich etwas unwohl. Die ersten drei Monate diesen Jahres sind schneller vergangen als die ersten 5 im letzten und eigentlich möchhte ich noch nicht an den Abschied denken.

Arbeitstechnisch war der Monat März , genau wie der Februar etwas chaotisch, will heissen, dass wir aufgrund der Probleme mit telefónica und einigen änderungen, was die Organisation und Leitung unseres Projektes angeht immernoch nicht richtig angefangen haben mit den Kindern zu arbeiten. Wir haben also im März nur Besuche bei den Familien unternommen, aber noch keine Workshops organisiert. Abgesehen von unserem Projekt mit den Kindern gebe ich weiterhin Deutschunterricht, für eine Gruppe von 12 Leuten zwischen 15 und 40. Dies abends zweimal por Woche. Auch die Jugendgruppe betreue ich weiterhin und mit ihnen organisiere ich alle 2 Wochen ein Kino mit filmen aus Europa oder Lateinamerika, also alternativ zu Hollywood und natürlich gratis.

Auch habe ich im März bei der sog. “Semana de la salud” mitgeholfen. Diese Woche der Gesundheit gab den Bewohnern der barrios hier die Möglichkeit sich umsonst und ohne irgendeine Krakenversicherung nachweisen zu müssen, untersuchen zu lassen. Ausserdem gab es Vorträge und Gespräche mit Kindern und Erwachsenen zu den Themen Energieverbrauch, Hygiene etc.
Da wir kein Krankenhaus sind kamen an den verschiedenen Tagen Ärzte, Studenten, etc. um die Aktionen durchzuf¨hren. ich habe oft die Einschreibungen gemacht, da alles schrieftlich äusserst genau dokuentiert werden muss. Nicht selten waren die Leute äusserst belustigt darüber, dass ich nicht immer direkt wusste wie die Namen und vor allem Nachnamen geschrieben werden.















Aber es soll mal einer auf anhieb wissen, wie man “Clavijo”, “Gonzalez, Gonzales oder Gonsalez” (gibts alle drei), oder Lucero schreibt. Besonders die Alten und die Kinder sprechen oft undeutlich oder schnell… ;) Naja ich hab mein vestes gegeben und nach der Woche und ca. 300 Namen bin ich das nächste Mal bestimmt schneller.

Die letzte Woche hatten wir komplett für die Auswertung des letzten Halbjahres bestimmt. Etwas trocken und zäh, aber schliesslich auch wichtig. Neben den ganzen Ergebnissen und Zahlen der Aktionen fand ich die Auswertugn und Beurteilung der Kampagnen im besug auf die Strategie Concerns interessant. Denn hier konnten wir auch zweifel und Probleme mit den Projekten ansprechen…und da gibts doch einige…grade im Bezug auf die Absicht die unsere Geldgeber mit dem Projekt verfolgen und sich meiner MEinung nach deutlich von unseren Zielen unterscheiden. Etwas anstrengend ist die Arbeitsweise…die Besprechungenh ziehen sich immer sehr, da die Kolumbianer nicht die effektivsten Arbeiter in solchen “reuniones” sind.
Den vergangenen Mitwoch habe ich dann eine kurze Besrpechungspause bekommen, indem ich nach Bogotá gefahren bin, um dort Anna, eine deutsche Frewillige, die in Libano arbeitete zu treffen. Mit ihr habe ich ihre Eltern aus Aachen am Flughafen abgeholt und ihre Taschen und mein “Päkchen” aus Aachen entgegen genommen. Am nächsten tag bin ich direkt wieder nach Ibagué zurück und zwar mit 2 taschen mehr (aus Aachen), damit Annas Eltern mit Anna direkt an die Küste fliegen konnten. Ich bin also sehr erfreut über ein üppiges Päkchen mit Ostereiern und Haribo ;)
Ausserdem war ich vor 2 Wochen das letzte Mal in Medellín, um das Red Juvenil und einige Freunde dort zu besuchen. Auch in Medellín gehen, wie im ganzen Land (auch in Ibagué), Zettel rum, auf den wörtlich von “sozialer Säuberung” gesprochen wird. Das heisst bewaffneten Gruppen (nicht die Guerilla!!!) drohen damit, Prostituierte, Drogenkonsumenten und Diebe umzubringen, um diese “Probleme” auf diese Weise zu “beseitigen”. Auf zivile Opfer, die sich nach 10 Uhr auf der Strasse aufhielten, könne keine Rücksicht genommen werden. So ungefähr lauten die Drohungen. Desweiteren wird die Bevölkerung dazu aufgerufen die Zettel zu kopieren und zu verteilen, was anscheinend funktioniert, berücksicht man die grosse Menge der Zettel. Desweitern iste in kleines Bild eines bewaffneten Manns mit einer Armbinde der AUC abgebildet. AUC sind die Autodefensas Unidas de Colombia. Also “Selbstverteidungsgruppen” sprich Paramilitärs, die offiziel demobiliert wurden. Die Drohungen beeindrucken mich weniger, als die Tatsache, das über ein Papier, was unter der Tür durchgeschoben wird so viel Angst generiert werden kann. Das hat sicherlich damit zu tun, das aufgrund der erfahrungen der Zivilbevölkerung im bewaffneten Konflikt die Leute solche Drohungen ernster nehmen. Auch sind z.B in Medellín Jugendliche oder auch Erwachsene umgebracht worden, was im Zusammenhang mit den Drohungen gesehen werden kann, aber nicht zwingend sein muss. Denn auch unabhängig davon gibt es viel Kriminalität, besonders in den armen Bezirken und Stadtteilen. Eine weitere Erklärung kann das treffen der Interamerikanischen Banken in Medellín gewesen sein. Dieses Treffen, dass nicht ohne Kritik oppositioneller Gruppen stattgefunden hat hätte also grössere Proteste und Unruhen hervorufen können. Dies zu vermeiden und Angst zu generieren könnnte also auch ein Erklärung sein. Die Regierung bzw. die Polizei hat mit einer Zettel-Aktion reagiert in der darauf aufmerksam gemacht wird Leute anzuzeigen, die solche Zettel verteilen und die Leute zur Ruhe aufgerufen. Ich habe hier im Barrio und in der Stadt ehrlich gesagt keine Verhaltensränderung an den Leuten feststellen können. Man kann sich wie vorher sicher bewegen. Es läuft bis nachts um 2 Musik und am Wochenende wird gefeiert ;)
Beklagenswerter und grösseres Gesprächsthema ist der Regen, der in dem letzten Monaten vor ganz Kolumbien nicht halt gemacht hat. Am Donnerstag in Bogotá stand ich im Zentrum eine Stunde im Stau, weil der Westen Bogotás durch regenfälle in der Nacht unter Wasser stand und eine Hauptverkehrsstrasse unpassierbar war. Auch die Strecke Bogotá Ibagué war an drei Stellen durch umgestürzte Bäume und Strommasten und Steinschläge blockiert. Hier in Ibagué regnet es fast jeden Tag und wenn nicht, dann in der Nacht. Zum Glück läuft das Wasser noch immer gut ab ;)

In dem Zusammenhang kann ich auch nochmal ein bisschen was zur Spendenaktion des letzten Jahres erzählen. Nach dem Treffen mit dem Pater aus Santa Isabel hat sich Adrian mit drei Familien des Municipios getroffen und Listen mit Dingen erstellt die sie dringend brauchen. Hauptsächlich sind es Gummistiefel, Schuluniformen, Schultaschen, Hefte, Arbeitsmaterialen. Die Familien, die Ihr Häuser verloren haben wohnen bei Nachbarn und Verwandten und warten wie sie sagten immernoch auf eine weitere Hilfe des Staates. So haben sie wohl direkt nach den Regenfällen Lebensmittel und Decken bekommen. Die Zusage einer weitern Hilfe um Häuser wieder aufzubauen wurde allerdings nicht erfüllt. Leider hat eine weitere Komplikation die Aktion noch einmal auf die Probe gestellt. Wir habe die Listen samt Preisen etc. jedoch hat Adrian das handtuch geschmissen. Seit einer Woche arbeitet er nichtmehr für Concern. Er hat die Treffen organisiert, mit den Familien getroffen etc. Von einem auf den nächsten Tag hat er gekündigt. Das heisst Luis (mein anderer Kollege, der auch reist) muss das in die Hand nehmen….weil ich ja nicht kann (bzw. darf). Ich bin zuversichtlich, dass es klappt und werde sobald es Fotos der Übergabe der gekauften Hilfsgüter gibt informieren!!!
Soweit von hier aus Ibagué.
Viele Grüsse Lukas