Dienstag, 26. Oktober 2010

Buenos Dias liebe Blog-leser: Nach etwa 2 Monaten in Kolumbien schaffe ich es nun endlich hier ein wenig mein Leben in Kolumbien zu beschreiben.
Der erste Monat war arbeitstechnisch gesehen relative langweilig, da ich nicht gearbeitet habe sondern nur einen Sprachkurs gemacht habe. Der Freizeitaspekt war jedoch ziemlich interessant!
Alles war noch total neu fuer mich. Ich erinnere mich noch wie ich aus dem Flugzeug gestiegen bin und erstmal an den Beamten vorbei musste, die wissen wollten, was ich eigentlich in Kolumbien mache (mussten alle Passagiere machen).

Ohne gute Spanisch-Kenntnisse war das relative schwer! Aber auch das war zu meisstern. Wir (also Julia, die in Libano arbeitet, Lioba, die in Medellin arbeitet und ich) wurden danach aber von Don Roberto abgeholt, und von da an wurde es leichter. Zwar spricht Don Roberto auch kein Deutsch, aber er hat natuerlich einfach mehr Zeit uns alles zu erklaeren als die trotzdem sehr netten kolumbianischen Beamten.

Die Fahrt von der kolumbianischen Hauptstadt Bogota nach Ibague, wo ich arbeite, war sehr beeindruckend! Die Landschaft Kolumbiens ist der wirklich der Wahnsinn! In Ibague angekommen haben Julia und ich dann auch recht schnell Concern Universal kennengelernt. Lioba ist von Bogota direkt nach Medellin weitergeflogen. Julia und ich absolvierten im ersten Monat einen Sprachkurs hier in Ibague, weswegen wir auch hier zusammen lebten.
Direkt am ersten Wochenende haben wir einen echt tollen Ausflug nach Juntas gemacht. Das ist ein kleiner Ort in der naehe von Ibague und wirklich schoen. Ich habe selten einen so schoenen Ausblick gehabt wie dort!
In den naechsten Wochen haben Julia und ich dann versucht uns ein wenig einzuleben. Die Mitarbeiter von Concern Universal haben uns nicht nur bei allen unseren Fragen weitergeholfen, sondern sind auch sehr offen auf uns zugegangen und haben uns in der ersten Zeit zu verschiedenen Events eingeladen.

Das Eingewoehnen ging relative gut. Zwar musste man sich daran gewoehnen, dass die Strassen hier teilweise(um ehrlich zu sein, ein ziemlich grosser Teil) echt schlechter als Feldwege in Deutschland und die Autos fahren schlimmer als zur Hauptverkehrzeit in Berlin.
Ausserdem sind die Zeitangaben die uns gewissen Kolumbianer gegeben haben sehr sehr vage (aus den “mas o menos” (mehr oder weniger) fuenf Stunden Busfahrt nach Medellin wuedern dann doch ploetzlich zehn Stunden), aber das alles nimmt man gerne hin, wenn man sich die positive Seiten Kolumbiens anschaut.
Die Menschen, die ich bisher treffen durfte, sind immer total nett und direkt sehr interessiert an einem. Sie nehmen es einem nicht uebel, dass man sie haeufig nicht versteht aber dafuer um so mehr Zeit. Das Essen ist einfach koestlich, die Fruechte frischer, die Landschaft atemberaubend und die ganze Athmosphaere (bei der Arbeit, in der Universitaet beim Sprachkurs und die normalen Unterhaltungen) einfach viel entspannter und ruhiger. Dem allgemeinen Glauben, dass alle Kolumbianer unpuentlich sind, kann ich nich komplett zusprechen.
Es gibt zwar einige, auf die das recht haeuftig zutrifft, aber es gibt auch andere, die immer eher fuenf Minuten zu frueh sind, als zu spaet. Das es in Kolumbien viel Gewalt gibt und die Leute hier viele Drogen nehmen, kann ich bisher nicht bestaetigen. Ich habe mich noch nicht einmal bedroht gefueht und noch nicht einmal mitbekommen, dass in meiner Umgebung jemand Drogen (ausser Alkohol und Zigaretten) genommen hat. Bisher habe ich eher das Gegenteil kennengelernt. Das heist, dass die Leute jegliche Art von Drogen als viel schlimmer ansehen, als die Leute in Deutschland. Das gleiche ist mit der Gewalt. Vielleicht kann man es ein wenig (wirklich nur ein wenig) damit vergleichen, dass Deutsche in der Welt oft als Nazis gesehen werden, obwohl jede Form von nationalsozialistischem Denken in Deutschland meisstens jedoch verhasst ist.

Waehrend des Sprachkurses haben wir noch verschiedene Ausfluege unternommen. Zwei mal waren wir in Libano um Julias Arbeitsplatz besser kennenzulernen und einmal waren wir noch in Bogota um eine Deligation der Aachener Kirche zu treffen. Das Treffen mit der Deligation war sehr nett, aber leider auch nur sehr kurz. Die Besuche in Libano waren teilweise sehr schoen, aber teilweise auch sehr schockierend.
Julia und ich sind dort zum ersten mal mit richtiger Armut konfrontiert worden. Gleichzeitig haben wir dort drei Schwimmbaeder besichtigt. Der Unterschied zwischen arm und reich ist in Libano nochmal grosser als in Ibague und man sieht ihn vorallem schneller.

Nach dem Sprachkurs hat dann endlich meine Areit begonnen.
Die Arbeit in Concern Universal Colombia ist wirklich ausserordentlich spannend, interessant und modern. Ich habe hier sehr viele Freiheiten und meine Ideen stossen meisstens auf sehr positive Rueckmeldung. So arbeite ich zum Beispiel im Moment daran eine Art Selbstlernkartei fuer Mathe und Englisch einzurichten(in den Ansaetzen vergleichbar mit Montessori-Material), ich habe ein grosses Plakat mit den Kindern gemalt mir einer Weltkarte in der Amerika in der Mitte ist, usw. Gleichzeitig kann ich mir haeufig die Arbeit anschauen, die bisher in Concern Universal stattgefunden hat. Es gibt hier viele echt tolle Projekte.

Neben den 4 Kindergaerten die es gibt, sind viele Projekte auch ausserhalt der naeheren Umgebung(Die naehere Umgebung ist das Stadtteil(“Barrio”) Tierra Firme) von Concern Universal. In den Barrios “dos de Junio” und “Alamos” wurden zum Beispiel Kredite vergeben, von denen neue kleine Unternehmen(In “Barrio Alamos” werden Reinigunsutensilien hergestellt, im “Barrio dos de Junio” ist eine kleine Grosskueche entstanden) gegruendet wurden, die bis heute begleitet werden. Sich diese Projekte anzuschauen macht wirklich viel Spass. Dort bekommt man wirklich mit, dass die Hilfe, die angeboten wird, auch wirklich hilft. Es ist nicht einfach Geld hineinstopfen und nichts weiter gemacht, sondern man hat den Menschen dort eine neue Chanse gegeben, die sie auch mit grosser Motivation annehmen, und durch Kredite, die auch zurueckgezahlt werden(!!!). Daran sieht man gut, dass Geld nicht alles ist.
Die Menschen, die dort arbeiten, sind auch sehr freundlich. Mir wurde erstmal alles gezeigt und ich durfte sogar selber einen Wischmob herstellen.

Ansonsten arbeite ich haeufig noch mit Kindern. Ich gebe Nachhilfe in Englisch und Mathematik. Aber ich spiele auch haeufig Fussball oder was anderes mit ihnen, helfe natuerlich bei Ausfluegen, bei den noch nicht lange stattfindenden “Sabados de lectura” (Lesesamstagen) oder bei allem was sonst noch ansteht mit.
Das schoene an der Arbeit hier ist ausserdem, dass sie fast immer total viel Spass macht.
Das ist vermutlich auch ein Grund dafuer, dass ich realativ viel arbeite. Wenn ich die Stunden mal zusammenrechne, komme ich in einigen Wochen auf mehr als 60 Stunden Arbeit. Jedoch muss man dazu auch erwaehenen, dass man hier nicht so effektiv arbeitet wir in Deutschland.
In Deutschland wird man immer darauf getrimmt, dass man in moeglichst wenig Zeit moeglichst viel schafft. Das ist hier ein wenig anders. Ein schoenes Beispiel ist, dass ich neulich mit einem anderen Mitarbeiter Mappen herstellen sollte(100 Stueck). Das Problem an diesen Mappen war, dass man die Blaetter nur im ganzen Stapel(wichtig!) von der Seite reinschieben musste. Um neue Blaetter in die Mape zu tun, musste man erstmal wieder den ganzen Stapel rausnehmen und dann zusammen neu reinstecken. (Das ist vermutlich etwas schwierig zu verstehen, aber ich kann es leider nicht besser erklaeren.) Nachdem wir etwa die Haelfte der Mappen fertig hatten, kamen dann neue Blaetter. Ergo wir mussten die ganzen gemachten Mappen neu machen. Ich dachte natuerlich, “gut, kann ja mal vergessen werden”.
Nachdem das zweite neue Blatt kam, habe ich dann gefragt, ob noch weitere neue Blaetter kommen. Da meinte der Mitarbeiter, das ser auch gleich noch eins schreiben muesste. Wir haben also dann alle Mappen fertig gemacht, mit dem Wissen, dass wir sie sowiso spaeter nocheinmal neu machen muessen. Diese Arbeitsweise war/ist nach 13 Jahren deutschem Schulsystem erstmal neu fuer mich, aber ich kann nich sagen, dass sie mir nicht gefaellt.

Naja, das wars erstmal. Ich werde versuchen in naechster Zeit oefters als alle 2 Monate hier reinzuschreiben und entschuldige mich hier schon einmal fuer alle Rechtschreibfehler und dass ich kein oe´s, ue´s und ae´s oder ein scharfes s schreiben kann. Ich hoffe mir wird verziehn.

Falls jemand sich besonders fuer hier interessiert oder Fragen hat, freue ich mich auch ueber E-Mails an mich(bastian.goeckler@gmail.com).

Dann nochmal alles gute aus dem Land, wo man an Weihnachten in der Badehose im Freibad sitzt.

Bastian Goeckler